Die deutsche Para Eishockey-Nationalmannschaft hat sich durch eine souveräne Leistung bei der B-WM im norwegischen Skien den direkten Wiederaufstieg in den A-Pool unter die besten acht Nationen der Welt gesichert. Vier von fünf Turnierspielen gewann die Auswahl von Andreas Pokorny. Nur im letzten Spiel um den Turniersieg hatte die deutsche Mannschaft gegen die Gastgeber mit 3:4 nach Overtime das Nachsehen. Das Ziel, die Paralympics-Qualifikation für die Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo 2026, ist durch die Rückkehr in die Spitzengruppe aber wieder in greifbare Nähe gerückt.
Obwohl es ein Turnier war, das im Gruppenmodus ohne K.o.-Spiele ausgetragen wurde, war das letzte Match zwischen Norwegen und Deutschland trotzdem so etwas wie ein klassisches Finale. Denn beide Mannschaften hatten bis dato noch keines ihrer vier Spiele verloren. Die Ausgangslage war dementsprechend klar: Der Sieger der Partie würde die Goldmedaille mit nach Hause nehmen – die Rückkehr in den A-Pool war für die beiden Absteiger des letzten Jahres bereits vorher beschlossene Sache. Den besseren Start in die Begegnung erwischte das Team von Cheftrainer Andreas Pokorny. Der 58-jährige Routinier Jörg Weede markierte bereits nach knapp vier Minuten das 1:0. Es war der bis dahin erste Gegentreffer der Norweger im gesamten Turnierverlauf. Den Gastgebern gelang allerdings noch vor der ersten Drittelpause der Ausgleich. Kurz nach dem Wiederbeginn gingen sie dann sogar in Führung. Deutschland schaffte es allerdings, noch im Mitteldrittel das Spiel durch Tore von Frank Rennhack und dem später zum besten Spieler des Turniers gewählten Bernhard Hering wieder zu seinen Gunsten zu drehen. Im Schlussabschnitt kamen die Norweger allerdings durch ihren Topscorer Ola Oiseth erneut zum Ausgleich. Dieser hatte auch nach 60 gespielten Minuten noch Bestand. Somit ging es in die fünfminütige Overtime, in der Morten Vranes nach 3:11 Minuten den viel umjubelten Treffer zum Turniersieg erzielte.
Nach kurzer Enttäuschung konnte Pokorny bereits wieder auf ein ansonsten sehr erfolgreiches Turnier zurückblicken: „Natürlich hätten wir uns am Ende das Quäntchen mehr Glück gewünscht, schlussendlich können wir mit der gezeigten Leistung und dem Aufstieg aber sehr zufrieden sein.“ In den vorangegangenen Spielen fegte seine Mannschaft nur so über die Gegner hinweg. Zum Auftakt gab es ein 23:1 gegen Großbritannien. Es folgten ein 12:1 gegen Kasachstan, ein 4:0 über Schweden sowie ein 18:0 gegen Frankreich. Bei einem abschließenden Torverhältnis von 60:6 durfte sich nahezu jeder Spieler offensiv profilieren, zwei stachen aus deutscher Sicht jedoch besonders heraus: Felix Schader war mit seinen insgesamt 31 Torbeteiligungen (19 Tore und 12 Assists) Topscorer des Turniers. Die Auszeichnung als bester Spieler des Turniers ging an Bernhard Hering. Der Stürmer der Eislöwen Dresden brachte es auf 24 Scorerpunkte. „Das macht mich schon stolz, denn ich habe in dieser Saison so viel Zeit ins Training investiert, so dass viel Freizeit verloren ging“, erklärt Hering.
Das nächste Ziel heißt nun: Qualifikation für die Paralympischen Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo 2026. Für das direkte Ticket nach Italien muss bei der kommenden A-WM ein Platz unter den ersten Sechs erreicht werden. Sollte dies nicht gelingen, hätte das Team dann noch die Chance, in einem Qualifikationsturnier mit den zwei Absteigern der A-WM sowie der drei besten Mannschaften der kommenden B-WM um die verbleibenden zwei Turnierplätze zu spielen. „Das Gute ist, dass wir jetzt zwei Chancen haben, um uns zu qualifizieren. Eine davon wollen wir natürlich nutzen, und im besten Fall gleich die Erste, sagt Pokorny.
Text: Moritz Jonas / DBS
Weitere Informationen gibt es auf der Webseite des internationalen Verbandes.
Das deutsche Aufgebot im Überblick (Alter / Geburtsort / Verein):
Simon Kunst (37 / Berlin / Hannover Ice Lions), Veit Mühlhans (27 / ESV Dachau Woodpeckers), Lars Uhlemann (50 / Dohna / Eislöwen Dresden) Hugo Rädler (45 / ESV Dachau Woodpeckers), Steven Betz (31 / Singen / ERC Waldbronn), Malte Brelage (25 / Hannover / Hannover Ice Lions), Robert Pabst (49 / Görlitz / Eislöwen Dresden), Sven Stumpe (48 / Dortmund / Grizzlys Bergkamen), Christian Pilz (40 / Karl-Marx-Stadt / Eislöwen Dresden), Frank Rennhack (34 / Radebeul / Eislöwen Dresden), Leopold Reimann (27 / Berlin / Paraeishockey Club Berlin), Jano Bussmann (17 / Gummersbach / TuS Wiehl), Ingo Kuhli-Lauenstein (31 / Biedenkopf / TuS Wiehl), Bernhard Hering (32 / Freiberg / Eislöwen Dresden), Jörg Wedde (58 / Ölsburg / Hannover Ice Lions), Benedikt Felderhoff (27 / Grizzlys Bergkamen), Felix Schrader (27 / Hannover / Hannover Ice Lions)
Bild: IPC / Myhre Media 2024