„BAT Sailing Team“ als erste inklusive Crew in der 2. Deutschen Segel-Bundesliga

Das „Bat Sailing Team“ hast sich als erste inklusive Crew für die 2. Deutsche Segel-Bundesliga qualifiziert!
 
Der Segelsport ist optimal für die Inklusion geeignet. Trotzdem ist sie im Wettfahrtbereich nach wie vor selten. Wie gut diese auch dort funktionieren kann, zeigt seit einigen Jahren das „BAT Sailing Team“ aus Hamburg, ein Gemeinschaftsprojekt des Norddeutschen Regatta Vereins und „Wir sind Wir Inclusion in Sailing e.V.“. In dieser Saison startet die inklusive Crew erstmals in der 2. Segel-Bundesliga – ein bedeutender Schritt für das Team, und auch für die Inklusion auf der Regattabahn. Auftakt ist am 19. April in Berlin.

Bei dem Projekt, in dem Aktive mit und ohne Handicap bei Regatten antreten, geht es um mehr als den reinen Wettkampfgedanken. Es ist ein Leuchtturmprojekt der Inklusion im Segeln, das die im Sport oft übliche Trennung von Para-Wettbewerben und Events für Menschen ohne Einschränkung aufbrechen soll und als gutes Beispiel für die gelebte Inklusion steht. Ziel ist es, andere Menschen zu motivieren und zu zeigen, was möglich ist. Durch mehr Sichtbarkeit soll die Inklusion in der Wahrnehmung der Gesellschaft immer selbstverständlicher werden.

Bei der Kieler Woche, dem größten Segelevent Deutschlands, hat das „BAT Sailing Team“ erstmals 2021 erfolgreich gezeigt, dass Inklusion auch bei Regatten funktioniert. Nach weiteren Teilnahmen 2022 und 2023 in Kiel ist auch in dieser Saison wieder geplant, mit dem Team dort zu starten. 

Das „BAT Sailing Team“ bietet für Menschen mit Handicap die Möglichkeit, Segeln auszuprobieren oder sogar gänzlich zu lernen. Das treibt Inklusion im Segelsport voran.
Das „BAT Sailing Team“ ist so entstanden. Angefangen hat alles mit einem Segelworkshop für blinde und sehbehinderte Menschen in Hamburg im September 2020. Mit dabei war der sehbehinderte David Koch, langjähriger Goalball-Leistungssportler und Crewmitglied des „BAT Sailing Teams“ beim Debüt in der 2. Segel-Bundesliga. Koch war nach dem ersten Workshop direkt vom Wassersportvirus infiziert. „Ich habe es genossen zu segeln und wollte, dass es nicht bei einer einmaligen Aktion bleibt. Deshalb habe ich gefragt: ‚Was kann man damit noch segeln?‘ So kamen wir auf das Regattathema“, erklärt der Hamburger. Gemeinsam mit Sven Jürgensen („Wir sind Wir Inclusion in Sailing e. V.“) und anderen Seglerinnen und Seglern schmiedete er Regattapläne. Das Ergebnis: die erste Teilnahme der Crew bei der Kieler Woche 2021.
 
Seitdem hat das „BAT Sailing Team“ kontinuierlich sein seglerisches Können verbessert. Weitere inklusive Segelworkshops für Aktive unterschiedlichster Altersklassen folgten, das Team blieb den Regatten treu und half damit, die Inklusion im Wassersport präsenter zu machen. Sowohl 2021, 2022 als auch 2023 starteten drei beziehungsweise vier inklusive Crews in der Klasse J/70 bei der Kieler Woche. Außerdem nimmt das Team in unterschiedlicher Besetzung regelmäßig an lokalen Wettfahrten auf seinem Heimatrevier, der Hamburger Außenalster, teil. Und auch bei der weltweit größten Frauenregatta, dem Helga Cup in Hamburg, sind Seglerinnen aus dem Team vertreten, ebenso wie bei der inklusiven Segelweltmeisterschaft und der erstmals 2023 durchgeführten inklusiven Segelserie „Heinz-Kettler-Deutschland-Cup“.
 
Wissenschaftlich begleitet wird das Leuchtturmprojekt von der Hamburger Universität unter der Leitung von Prof. Dr. Claus Krieger (Fakultät für Erziehungswissenschaften/Arbeitsbereich Bewegung, Spiel und Sport). „Segeln ist eine der inklusivsten Sportarten“, sagen die Wissenschaftler. Eine besonders wichtige Erkenntnis für das „BAT Sailing Team“ resultierte aus der Zusammenarbeit mit der Uni: „Vor allem sind wir ein ganz normales Team. Die meisten Herausforderungen können in ähnlicher Form in vielen anderen Sportteams gefunden werden.“
 
In dieser Saison strebt das „BAT Sailing Team“ aus Hamburg als nächsten Schritt die volle Potenzialentfaltung im inklusiven Leistungssport an und damit die Teilnahme in der 2. Bundesliga. Die Qualifikation zur Segel-Bundesliga (DSL-Pokal) verpasste das inklusive Team trotz starker Leistung nur knapp und landete auf dem Nachrückerplatz. Als Ende 2023 eine andere Mannschaft aus dem Ligabetrieb ausstieg, war der Start in der 2. Segel-Bundesliga für die Hamburger Crew gesichert. An fünf sogenannten Spieltagen (jeweils drei Wettfahrttage) nimmt das „BAT Sailing Team“ 2024 teil und setzt ein Zeichen für die Inklusion im leistungsorientierten Regattabereich.
 
Die Wettfahrten in der Segel-Bundesliga finden auf gestellten Booten statt, die durchgetauscht werden, um sicherzustellen, dass das seglerische Können ausschlaggebend ist. Das Ligaformat zeichnet sich durch kurze, sehr intensive Rennen aus, bei denen viel Action garantiert und eine gute Taktik gefordert ist. „Unsere Teilnahme in der 2. Segel-Bundesliga 2024 sehen wir als große Chance, um herauszufinden und zu zeigen, was im inklusiven Segelsport machbar ist“, sagt das „BAT Sailing Team“.

Dazu zählt als Steuermann der 32-jährige Marvin Hamm, der aktuell in der Segelklasse International 14 zu Hause ist. „Was mich an der Bootsklasse J/70 reizt, ist die Kombination aus Aspekten des Yachtsegelns wie der Abstimmung zwischen den Crewmitgliedern und sehr sportlichem Segeln. Besonders freue ich mich, 2024 das erste Mal mit unserem Team in der 2. Segel-Bundesliga an den Start zu gehen“, so der Hamburger.
 
Als Trimmer ist Jan Mense (28) mit an Bord, der seit etwa zwölf Jahren an Regatten verschiedener Bootsklassen teilnimmt. Den Schiffsbauingenieur motivieren bei dem Segelprojekt zwei Dinge besonders: „Zum einen zu zeigen, dass Inklusion weder Hexenwerk noch ein Nachteil ist, sofern man sich darauf einlässt, und zweitens der große Spaß, den wir im Team daran haben, gemeinsam zu wachsen. Ich bin jedenfalls richtig gespannt, was diese Saison bringt und freue mich riesig darauf.“
 
Auf dem Vorschiff ist der 35-jährige Physiotherapeut David Koch im Einsatz, der eine Sehbehinderung hat, bei der sich die Netzhaut abgelöst. Durch diese Form der Makula-Degeneration ist sein zentrales Sichtfeld stark eingeschränkt, sodass er mittig quasi nichts sieht und nur in der Peripherie ein wenig. „Im September 2020 stand ich das erste Mal auf einem Segelboot und begann 2021 aktiv, mit der J/70 zu segeln und mich auf Regatten vorzubereiten“, blickt Koch auf seine Segelerfahrungen zurück. Als Ersatzfrau für das inklusive Team ist die gehörlose Karen Suthmann eingeplant.
 
Als Taktikerin und Crewmitglied der ersten Stunde komplettiert Mieke Klein das „BAT Sailing Team“, die am Ende ihrer Studienzeit Gefallen am Fahrtensegeln gefunden hat. Wenn sie nicht auf der J/70 unterwegs ist, skippert sie gelegentlich für eine Neustädter Yachtschule. „Das Bat Sailing Team ist für mich seit seiner ersten Saison 2020 ein Herzensprojekt, und ich freue mich auf die Saison mit dem „Wir sind Wir“-Team in der 2. Segel-Bundesliga. Wir haben hier eine tolle Chance, als Team weiter zu wachsen und ein starkes Statement für Inklusion als gelebte Normalität zu setzen“, sagt sie.

Noch im April fällt auf dem Wannsee in Berlin der Startschuss zum Liga-Debüt des „Bat Sailing Teams“, und die Inklusion zieht in die 2. Bundesliga ein – ein wichtiges Signal für das inklusive Segeln, nicht nur im Regattabereich!
Spieltage der 2. Segel-Bundesliga:
19. bis 21. April 2024: Berlin/Wannsee (Verein Seglerhaus am Wannsee)
12. bis 14. Juli 2024: Warnemünde/Ostsee (Akademischer SegelVerein Warnemünde)
30. August bis 1. September: Kiel/Innenförde (Segelcamp Kiel, Deutsche Segel-Liga e.V., tba)
13. bis 15. September: München/Starnberger See (Münchner Yacht-Club)
17. bis 19. September: Finale, München/Starnberger See (Bayerischer Yacht-Club)

 
Das „BAT Sailing Team“ startet für „Wir sind Wir Inclusion in Sailing e.V“/Sachsen.